150 Minuten moderates Ausdauertraining pro Woche plus zweimal wöchentlich ein Krafttraining – die Bewegungsempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO, 2020) sind ambitioniert. Wie kann es gelingen, dass Menschen mit aktuell fehlendem oder unzureichendem Bewegungsverhalten diese Bewegungsempfehlungen umsetzen können?
Die „Fitmach-Aktion – fit & gesund im Saarland“ setzt genau an diesem Punkt an. Ins Leben gerufen wurde sie von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit im Saarland, dem Verein für Prävention und Gesundheit im Saarland (PuGiS e.V.) und den gesetzlichen Krankenversicherern im Saarland und startete dort als Pilotprojekt.
Die Fitmach-Aktion ermöglichte 1.000 Menschen für die Zeitdauer von 8 Wochen ein Training in Fitness- und Gesundheitsanlagen, welches sich genau an diesen Bewegungsempfehlungen orientiert. Die Aktion ist nun abgeschlossen und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation zeigen: sie war ein voller Erfolg!
Mit der Fitmach-Aktion ist es gelungen, diejenigen Menschen anzusprechen, die akut vom Bewegungsmange betroffen sind, und diese zu einem regelmäßigen Training in Fitness- und Gesundheitsanlagen zu bewegen!
Damit auch Sie in Ihrem Studio von den gewonnenen Erkenntnissen profitieren können, haben wir für Sie alle wichtigen Punkte zusammengestellt. Damit können Sie die Aktion auch in Ihrer Fitness- und Gesundheitsanlage durchführen und den Menschen in Ihrer Umgebung den Zugang zu einem gesünderen Leben ermöglichen können.
Sie finden auf dieser Website alle notwendigen Hintergrundinformationen, einen Leitfaden zur Durchführung, Werbematerialien und eine umfassende Projektskizze.
Bei Fragen melden Sie sich gerne bei uns!
Herzliche Grüße
Sabrina Fütterer, Geschäftsstellenleiterin DSSV
Prof. Dr. Sarah Kobel, Leitung Abteilung Marktforschung der DHfPG
Die Fitmach-Aktion ist ein Modellprojekt, das von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit im Saarland, dem Verein für Prävention und Gesundheit im Saarland (PuGiS e.V.) und den gesetzlichen Krankenversicherern im Saarland ins Leben gerufen und dort als Pilotprojekt umgesetzt wurde.
Im Sinne der Gesunderhaltung der Bevölkerung ist es wesentlich, dem Bewegungsmangel aktiv entgegenzuwirken. Durch das Modellprojekt sollte Menschen mit einem fehlenden oder einem nur unregelmäßigen Bewegungsverhalten der Zugang zu einem regelmäßigen körperlichen Training und dem damit einhergehenden Gesundheitsnutzen ermöglicht werden.
Bewegungsmangel ist ein stark verbreitetes Problem in Deutschland. Von der Weltgesundheitsorganisation [WHO] sowie von anderen internationalen Fachgesellschaften wurden evidenzbasierte Bewegungsempfehlungen für verschiedene Bevölkerungsgruppen (Kinder und Jugendliche, Erwachsene, Ältere, Erwachsene mit chronischen Erkrankungen) veröffentlicht (Department of Health and Social Care [DHSC], Llwodraeth Cymru Welsh Government, Department of Health Northern Ireland & Scottish Government, 2019; Garber et al., 2011; USDHHS, 2018, WHO, 2020). Diese Empfehlungen zielen auf den Erhalt und die Verbesserung der Gesundheit und sehen mindestens 2-mal wöchentlich ein Krafttraining sowie 150 min moderates bzw. 75 min intensives Ausdauertraining pro Woche vor.
Die Umsetzung dieser gesundheitsförderlichen Bewegungsempfehlungen gelingt der deutschen Bevölkerung bisher allerdings nur unzureichend. Befragungsdaten der GEDA 2014/2015-EHIS zeigen, dass nur 45 % der Erwachsenen über 18 Jahre die Bewegungsempfehlungen für Ausdaueraktivitäten (≥ 150 min/Woche) und 29 % für muskelkräftigende Aktivitäten (mind. 2-mal pro Woche) erreichen. Beide Empfehlungen (Ausdauer und Kraft in Kombination) werden sogar nur von 23 % umgesetzt (Finger, Mensink, Lange & Manz, 2017). Hinzu kommt, dass die Problematik des Bewegungsmangels vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie nochmals verschärft wird. Studien der DHfPG (2021) zeigen, dass selbst körperlich aktive Menschen während der Krise häufig an Motivation zum körperlichen Training verloren haben und die Trainingshäufigkeit sinkt.
Die Folgen fehlender oder nur unzureichender körperlicher Aktivität aber sind gravierend: Neben verschiedenen Ernährungsfaktoren und dem Konsum von Genussmitteln wie beispielsweise Tabak oder Alkohol gehört körperliche Inaktivität (Bewegungsmangel) zu den Hauptrisikofaktoren für nicht übertragbare Erkrankungen (noncommunicable diseases, NCDs) (Booth, Roberts & Laye, 2012; Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten [DANK], 2016; Lee et al., 2012; WHO, 2014), zu denen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2, chronische Atemwegserkrankungen, psychische Störungen und Muskel-Skeletterkrankungen (MSE) zählen.
Weiter zeigen Studien der DHfPG (2021), dass sich eine unzureichende körperliche Aktivität negativ auf das wahrgenommene körperliche Befinden auswirkt. Personen, die während des Lockdowns von November 2020 bis Februar 2021 nur einmal pro Woche oder seltener trainierten, fühlen sich signifikant schlechter (M = 2,32) als Personen, die zwei- bis dreimal pro Woche trainierten (M = 3,02) oder viermal oder häufiger körperlich aktiv waren (M = 3,53) (Skala zum körperlichen Befinden: 1 = sehr schlecht, 5 = sehr gut). Mit zunehmender Trainingshäufigkeit verbessert sich das körperliche Befin-den hingegen signifikant. Fehlendes körperliches Training wirkt sich zudem negativ auch auf das Kör-pergewicht und die Körperzusammensetzung der Menschen aus. Durchschnittlich 5,34 Kilogramm haben die Befragten während der Corona-Krise an Gewicht zugenommen (DHfPG, 2021).
Durch einen körperlich aktiven Lebensstil wäre eine Vielzahl der skizzierten Gesundheitsprobleme weitgehend vermeidbar (Physical Activity Guidelines Advisory Committee [PAGAC], 2018). Aus diesem Grund müssen Maßnahmen ergriffen werden, die dem Bewegungsmangel entgegenwirken und das Bewegungsverhalten der Bevölkerung verbessern. Studien der DHfPG (2021) zeigen, dass die Bereitschaft, künftig mehr auf die eigene Gesundheit zu achten, in der Bevölkerung zwar gegeben ist. Die Umsetzung dieser Verhaltensintention gelingt einem Großteil der Menschen ohne aktive Unterstützung durch einen qualifizierten Gesundheitsdienstleister aktuell jedoch nicht.
In einem ersten Schritt werden der individuelle Gesundheitszustand sowie mögliche gesundheitliche Risiken des Probanden/der Probandin erfragt und bewertet. Angepasst an die individuellen Rahmenparameter der Proband/innen (z. B. Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand) wird durch die teilnehmende Fitness-/Gesundheitsanlage ein den Empfehlungen der WHO entsprechender Trainingsplan (2-mal wöchentlich Krafttraining und 150 min moderates bzw. 75 min intensives Ausdauertraining pro Woche) für den Zeitraum von 8 Wochen erstellt.
Zielgruppe sind Personen, die kein regelmäßiges Fitness- und Gesundheitstraining betreiben (d.h. seit mindestens 12 Monaten kein Training, wenig oder unregelmäßiges Bewegungsverhalten; insbesondere auch Personen höheren Alters sollen angesprochen werden, um ein regelmäßiges Bewegungsverhalten in deren Alltag zu integrieren; regelmäßiges Training bedeutet mindestens 2-mal pro Woche Kraft und dazu Ausdauertraining (150 min moderat oder 75 min intensiv pro Woche))
Wenn Sie die Aktion bewerben, achten Sie darauf Medien zu verwenden, mit denen Sie die Zielgruppe auch erreichen. Gerade bei älteren Personen hat sich ein Bericht in regionalen Zeitungen als Kommunikationsmedium stark bewährt.
Hilfreich ist es auch, bestehende Mitglieder anzusprechen, die Personen aus ihrem Bekannten- oder Freundeskreis auf die Aktion aufmerksam machen. Hierfür stehen auch Postkarten zur Verfügung. Druckvorlagen finden Sie im Downloadbereich.
Im Saarland wurden Fitness- und Gesundheitsanlagen bezuschusst. Doch auch für den Fall, dass Sie keine Bezuschussung erhalten, empfehlen wir, die Probanden im Aktionszeitraum (8 Wochen Trainingszeit netto) kostenfrei trainieren zu lassen. Wir empfehlen den Abschluss eines „Nullvertrags“, der das kostenlose Training vertraglich festhält und der automatisch nach Ablauf des Projektes endet, ohne dass es einer Kündigung durch die Teilnehmenden bedarf. Dem Probanden sollen keine Kosten entstehen. Aktuelle Erhebungen der DHfPG zeigen in einer ersten Zwischenauswertung, dass etwa jeder Dritte nach Projektende sich für ein weiteres Training in Fitness- und Gesundheitsanlagen entscheidet.
Die Fitmach-Aktion im Saarland wurde wissenschaftlich evaluiert. Der vollständige Ergebnisbericht steht Ihnen hier zum Download zur Verfügung.
Die exklusive Präsentation der Ergebnisse erfolgte am 7. Oktober beim Aufstiegskongress in Mannheim durch Prof. Dr. Sarah Kobel, die für die Studienleitung verantwortlich war. Die Präsentation in voller Länge können Sie hier ansehen:
Zu den in der Fitmach-Aktion angesprochenen Themen fand, auch mit Blick auf zukünftige Entwicklungen, eine Diskussionsrunde mit Vertretern aus der Branche, der Wissenschaft, der Politik und der Krankenkassen statt. Vertreten waren:
Sabrina Fütterer (Arbeitgeberverband DSSV)
Prof. Dr. Sarah Kobel (Wissenschaft, DHfPG)
Raphael Schäfer (Politik, CDU)
Prof. Dr. Jörg Loth (Krankenkassen, IKK Südwest)
Frank Vogelgesang (Fitnessbranche, Motivitas Fitness GmbH)
Prof. Dr. Thomas Wessinghage (Prorektor DHfPG)
Die Diskussionsrunde können Sie sich hier anschauen:
Wie gehe ich vor, wenn ich die Aktion in meinem Studio umsetzen möchte?
Legen Sie einen Aktionszeitraum fest und bestimmen Sie eine minimale und maximale Teilnehmerzahl.
Akquirieren Sie Probanden im Vorfeld.
Führen Sie eine initiale gesundheitliche Risikoabklärung der Projektteilnehmer/innen durch eine Gesundheitsbefragung durch. Einen Fragebogen hierzu können Sie bei Bedarf hier herunterladen.
Erstellen Sie für jeden Projektteilnehmer/jede Projektteilnehmerin einen auf die Person zugeschnittenen, aber den evidenzbasierten Bewegungsempfehlungen der WHO (150 min moderates Ausdauertraining und zweimal Krafttraining pro Woche) entsprechenden Trainingsplan für den Zeitraum von 8 Wochen (Nettolaufzeit).
Stellen Sie sicher, dass ausgebildete Trainer/innen anwesend sind, die die Teilnehmer/innen bedarfsgerecht unterstützen können.
Schließen Sie (aus versicherungstechnischen Gründen) mit den Proband/innen für die Zeitdauer des Projektes (8 Wochen (netto)) einen Vertrag, der es den Proband/innen ermöglicht, in diesem Zeitraum kostenfrei zu trainieren. Der Vertrag muss nach Ablauf der 8-wöchigen Projektlaufzeit automatisch enden.
Erkundigen Sie sich regelmäßig bei den Teilnehmenden nach Fortschritt und Befinden und nehmen Sie ggf. Anpassungen am jeweiligen Trainingsplan vor. Seien Sie zudem Ansprechpartner und unterstützen Sie die Trainierenden auch mental.
Sprechen Sie insbesondere am Projektende mit den Teilnehmenden und holen Sie sich Feedback ein. Was hat den Trainierenden gut gefallen, wie fühlen sie sich?
Kontaktpersonen:
DHfPG:
DSSV: